Das Interview

Wie halte ich meine Augen gesund?

Interview: STEFAN MÜLLER

Meistens erhalten die Augen erst Beachtung, wenn sie nicht tun, was sie sollen. Augenarzt Sven Hirsch-Hoffmann erklärt, wie man den Augen Sorge trägt.

Herr Hirsch-Hoffmann, funktionierende Augen sind für die meisten eine Selbstverständlichkeit. Trotzdem gibt es immer wieder Anlass, den Augenarzt oder die Augenärztin aufzusuchen. Was sind die hauptsächlichen Gründe?

Sven-Marcus Hirsch-Hoffmann: Eine «Brille» ist das häufigste Anliegen: Die Menschen sehen nicht mehr gut und die Frage ist, ob das mit einer Brille korrigiert werden kann. Am zweithäufigsten ist das trockene Auge.

Und bei Kindern?

Auch bei Kindern sind es meist Brillen; hinzu kommen Abklärungen wegen «Schielens» oder Entzündungen. Die treten natürlich genauso bei Erwachsenen auf.

Wie sieht es mit den Vorsorgeuntersuchungen aus?

Ja, die mache ich ebenfalls oft, vor allem wegen des grünen oder grauen Stars und im Zusammenhang mit Diabetes. Man redet hier von stillen Augenerkrankungen. Die Probleme kommen schleichend und können erst spät zu Sehbeeinträchtigungen führen. Oft werden die Betroffenen durch den Hausarzt oder die Hausärztin zu mir geschickt. Empfohlen sind Kontrollen ab der ersten Lesebrille, spätestens ab 50 Jahre alle fünf Jahre.

Was ist grüner und grauer Star?

Beim grünen Star (Glaukom) kommt es zu einem Schaden am Sehnerv, meistens weil der Augendruck zu hoch ist. Den grauen Star bekommen alle früher oder später, dabei wird die Linse trüb. Vergessen werden dürfen hier auch nicht Erkrankungen, die im Alter auftreten, wie zum Beispiel die Makuladegeneration. Viele haben Angst davor und wollen dies kontrollieren lassen.

Wie sieht eine typische Augenuntersuchung aus?

Ich arbeite dabei eng mit der neuartigen Augenpraxis Ebovis in Zürich zusammen. Dort macht eine Optikerin die Voruntersuchung. Das beinhaltet eine breite Basisuntersuchung, dazu gehört auch eine kurze Befragung zum Augenproblem. All diese erhobenen Daten leitet die Optikerin online an mich zur Beurteilung weiter. Der Patient, die Patientin erhält einen verständlichen Bericht. In meiner Augenarztpraxis wird die Sehschärfe, der Augendruck und die Netzhaut untersucht und dann bespreche ich die Ergebnisse direkt mit dem Patienten, der Patientin.

Wie sehen die wichtigsten Behandlungsformen aus?

Das sind natürlich Brillenverschreibungen, Verordnen von Tropfen gegen trockene Augen oder erhöhten Augendruck. Kleinere Eingriffe mache ich selbst wie Geschwulste wegschneiden, das Lasern/die Lichttherapie nach einer Grauen-Star-Operation oder bei Menschen mit Diabetes oder Makuladegenerationen. Für grössere chirurgische Eingriffe überweise ich an einen Kollegen.

Welche Laserbehandlungen haben Sie ausgelagert?

Was ich nicht mache, sind Augenlaser für die Brillenfreiheit. Hier brennt man mit dem Laser sozusagen «Kontaktlinsen» aus dem Auge, bei Kurzsichtigen wird dadurch die Hornhaut zentral verdünnt, sodass man besser in die Weite sieht. Bei Weitsichtigen geht das nur sehr begrenzt. Nach dem Laser sieht man ohne Brille wieder scharf in die Weite, die natürliche Altersweitsichtigkeit kann man damit aber nicht behandeln.

Hier gibt es viele Angebote auf dem Markt …

Das ist richtig. Es gibt günstige und weniger günstige Angebote, von 800 bis 3500 Franken pro Auge. Bei den Billigangeboten, zum Beispiel mit Reisen ins Ausland, ist das Risiko für Komplikationen erfahrungsgemäss deutlich höher.

Kann man durch Sehtraining die Sehstärke steigern?

Nein, man könnte höchstens die Koordination beider Augen verbessern. Die Sehstärke ist abhängig von einem scharfen Bild auf der Netzhaut und der Netzhaut selbst und ändert sich nicht durch ein Training.

Sind Neuerungen aus der Forschung in Sicht?

Neue Medikamente gegen die Makuladegeneration sind derzeit ein Riesenthema. Auch künstliche Intelligenz spielt in der Augenheilkunde immer mehr eine Rolle.

Tipps für gesunde Augen

  • Bei Sonnenlicht eine Sonnenbrille tragen.
  • Sich gesund ernähren; vitaminreich und ausgewogen.
  • Nicht rauchen und keinen Alkohol trinken.
  • 20er-Regel beachten: Nach 20 Minuten Bildschirmarbeit 20 Sekunden lang mindestens 20 Meter entspannt in die Weite blicken.
  • Abends Bildschirmzeit reduzieren.
  • Frühjahrsallergie: zu Hause angekommen, Kleider ausziehen, duschen und Haare waschen und dann saubere Kleider anziehen.
  • Befeuchtungstropfen, um Pollen auszuspülen, oder antiallergische Tropfen verwenden.
  • Luftbefeuchter und -wäscher einsetzen.

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